Die Füsse unter dem Tisch
Grüezi metenand!
Momentan werden auf dem Hof Kasteln bereits die letzten Weintrauben und das Mostobst geerntet. Die Wechselhaften Witterungsbedingungen mit mehreren Hitzephasen haben die Pflanzen teils an die Grenzen gebracht und wieder zu einer frühen Ernte geführt. Auch für die heurige Rindergruppe geht der Alpsommer zu Ende und wir erwarten sie auf den heimischen Weiden.
Es ist also bei uns noch nicht Zeit, die Füsse lange unter dem Tisch verweilen zu lassen. Aber zu genau diesem Thema – den Füssen unter dem Tisch – haben wir eine lustige Geschichte von Franz Hohler aus dem letzten Jahrtausend ausgegraben. Dadurch können wir nun weiterarbeiten, statt noch länger über all die anfallende Arbeit zu schreiben:
Die Füsse unter dem Tisch
Letzthin sass ich spätabends in einer Kneipe mit Leuten zusammen, die ich alle eben erst kennengelernt hatte. Zuvor war ich mit meinem Kabarettprogramm aufgetreten, nun war man noch mit dem Veranstalter und seinen Freunden hier, und die Stimmung war angeregt.
Mir schräg gegenüber sass eine junge Theologin, mit der ich in ein Gespräch über die Integration ausländischer Schulkinder geriet. Als ich dabei zufällig ihren Fuss unter dem Tisch berührte, zog sie ihn nicht zurück, und da sie eine überaus angenehme Erscheinung war, mit einem schwarzen Rossschwanz und dunklen Augen, zog ich meinen Fuss auch nicht zurück, und so sprachen wir weiter, und es wurde ein schönes Gespräch, in dessen Verlauf Türken- und Jugoslawenschüler die einheimischen Kinder immer stärker durch ihre Andersartigkeit befruchteten und die stofflichen Lernziele Stück um Stück über Bord geworfen wurden zugunsten sozialer Grunderfahrungen, und es entstand, während ich den Druck meines Fusses erhöhte und sie ihm lächelnd standhielt, ohne sich etwas anmerken zu lassen, eine Eintracht und Verträglichkeit in unseren Schulen, die behutsam auf die ganze Gesellschaft übergreifen begann und ihr die erstaunlichsten Impulse zu geben vermochte, ein unaufhaltsamer Kinderkreuzzug globaler Versöhnung war in Gang gekommen und musste in Kürze alles zum Guten wenden, und die Hauptverschwörer des Guten waren unsere Füsse, die sich unter dem Tisch durch ständigen Druck und Gegendruck die Treue schworen, und ich glaube, die Welt sähe heute schon anders aus, wenn die schlanke Theologin nicht plötzlich aufgestanden wäre und sich freundlich verabschiedet hätte, während sich unsere Füsse immer noch berührten, im Feuer der Welterlösung berührten, und einen Moment lang begriff ich einfach nicht, wie sie gleichzeitig zur Tür hinausgehen und meinen Augen entschwinden konnte.
Dann zog ich meinen Fuss langsam vom Tischbein zurück und sagte an diesem Abend nicht mehr viel.
Text von Franz Hohler
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